Zur Schrift Univers 57 Condensed

In jeder Ausgabe wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in der Univers 57 Condensed. Die Univers wurde 1957 von Adrian Frutiger (CH) geschnitten. Sie wurde fast gleichzeitig mit der Helvetica „geboren“, die den Bildpunkt zum Thema Bildpolitiken vor 10 Jahren begleitete. Eigentlich wollten wir diese Nummer in der BundesSans (Jürgen Huber und Martin Wenzel für MetaDesign, Berlin) gestalten, aber wir hätten uns womöglich strafbar gemacht. Die BundesSans wurde 1999 durch die deutsche Bundesregierung in Auftrag gegeben. Die BundesSans und die BundesSerif gehören zum Erscheinungsbild (Corporate Design/CD) der deutschen Politik. Die Univers 57 Condensed ist eine „Ersatzschrift“, falls die „Hausschrift der Bundesregierung“ aus „technischen oder inhaltlichen Gründen“ nicht verwendet werden kann (http://styleguide.bundesregierung.de/Webs/SG/DE/Homepage/home_node.html?__site=SG). Corporate Design wurde vor ca. 100 Jahren Teil von modernen Großunternehmen eingeführt und gewann in den 1970er-Jahren mit der neoliberalen Politik an Bedeutung. Später wurde es auch in der Kommunikation öffentlicher Dienst leister_innen eingesetzt, so dass ganze Länder zur Marke wurden wie z.B. Kanada, das über ein eigenes Federal Identity Program verfügt (www.tbssct.gc.ca/fip-pcim/index-eng.asp). Aber erst in den 1990er-Jahren breitete sich Corporate Identity / Corporate Design (CI/CD) in der visuellen Identität des Staates – public branding – aus, begleitet von Privatisierungs- und Austeritätsprogrammen. Der Staat wurde schlanker und „schöner“.