Zur Schrift Friz Quadrata

In jeder Ausgabe des Bildpunkt wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in der Friz Quadrata (Ernst Friz / Victor Caruso, New York 1965). Mit ihren Schwüngen vermittelt sie den Geist der 1960er Jahre. Im Workshop memory and typography an der summerschool as school / Stacion in Pristina wurden Monumente auf ihre typographischen Lösungen hin untersucht. In der nationalistischen Politik des Kosovos sind Monumente wichtige Träger dieser Werte. Seit der einseitig proklamierten Unabhängigkeit von Serbien 2008 wurden unzählige davon errichtet. Für die Inschriften wurden oft PC-Systemschriften wie Arial oder Times verwendet. Die Gestaltung der Monumente hingegen wirkt eher historisierend, als sollte die junge Geschichte älter gemacht werden. Eine Ausnahme ist das Monument für den ehemaligen Präsidenten Ibrahim Rugova im Herzen von Pristina. Die typographische Lösung wurde überlegt und die Friz Quadrata dafür gewählt. An seinem Ehrengrab wiederum, auf dem „Kriegsfriedhof“ von Pristina, wurde die Arial als Inschrift verwendet. Überraschend wirkt dagegen die Schrift im Pflanzenbeet daneben, die seinen Namen aus riesigen Buchstaben aus Büschen bildet. „Modern“ – wenn nicht sogar „brutalistisch“ – wirkt sie, so wie die vielen Monumente (Spomeniks) im ehemaligen kommunistischen Jugoslawien. Zwei TeilnehmerInnen des Workshops haben sich diese Schrift angeeignet, um mit Streetart-Methoden am angrenzenden verwahrlosten Spomenik für die Märtyrer des PartisanInnenkampfes gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg politisch und kritisch zu intervenieren (siehe S. 2 bzw. 15-16).


Toledo i Dertschei sind Eva Dertschei und Carlos Toledo. Als Gestalter_innen beschäftigen sie sich in unterschiedlicher Form mit Schrift, Sprache und Sprachpolitik. In dieser Glosse im Bildpunkt wird jeweils eine andere Schrifttype vorgestellt und in Bezug zum Thema des Heftes gestellt.